Shiatsu besitzt das Potential, die ganzheitlichste und effektivste Begleitmöglichkeit für Menschen in Krisensituationen zu sein. Dazu müssen wir verstehen, wie sich Krisen auf unser System auswirken, welche Dynamiken sich dabei manifestieren und wie wir diese bestmöglich adressieren können. 

Was für ein Zeitalter! Krisen und Krisenherde überall. Kriege. Die Umwelt. Die Teuerungsspirale. Einbrechende Arbeitsstrukturen. Dazu gesellschaftliche Spannungen und politische Turbulenzen. Ein Ende ist nicht absehbar. Wir sprechen hier von Krisen auf der Makroebene, also von Krisen, die außerhalb unseres Einflussbereiches liegen. Und egal ob inszeniert oder durch die Medien übertrieben dargestellt, die Grundschwingung ist spürbar, die Grundstimmung färbt ab, die Großwetterlage hängt schief. Dazu können sich noch Krisen auf der Mikroebene gesellen. Krisen, die aus unserem persönlichen Raum heraus entstanden sind, ob gesundheitlicher, emotionaler oder finanzieller Natur. Und allzuoft überschneiden sich globale und individuelle Krisen und lassen uns weder Zeit zum Atmen noch zum Verdauen.

Generell spricht man von einer Krise, wenn ein Mensch mit Ereignissen  konfrontiert wird, die in Umfang und Dauer eine derartige Intensität aufweisen, dass die individuelle Belastungsfähigkeit überschritten wird und die verfügbaren Bewältigungsstrategien nicht mehr ausreichen. Diese Ereignisse können rasch und unmittelbar eintreten oder sich über einen längeren Zeitraum aufbauen. Letztendlich geht es jedoch immer um eine Art von Verlust oder eine Veränderung.

Aber ob Verlust- oder Lebensveränderungskrise: Jede Krise beinhaltet auch die Chance zu deren Lösung. Findet jedoch keine Lösung statt, kann sich der negative Verlauf einer Krise immer mehr verdichten, bis hin zur Katastrophe. Es braucht daher eine umfangreiche Hilfestellung. Shiatsu bietet sich hier durch die gezielte Arbeit mit dem Körper, der Seele und dem Geist ideal an. Denn es braucht die Ressourcen aller drei Ebene unseres Seins kraftvoll vereint, um sich wirklich aus einer Krise heraus zu manövrieren…

INDIVIDUELL UND DOCH NACH EINEM MUSTER

Eine Krise ist immer eine höchst persönliche Angelegenheit. Was den einen Menschen aus der Bahn wirft, ist für den anderen völlig belanglos und natürlich umgekehrt. Die uns zur Verfügung stehenden Kompetenzen zum Umgang mit Krisensituationen sind das Resultat all unserer bisherigen Entscheidungen und Erfahrungen. Und diese sind bei jeder Person anders. Was daher eine wichtige Grundlage ist: Respekt und Verständnis für die jeweilige individuelle Situation, da es immer um das subjektive Erleben geht.

Und trotzdem: Stecken wir einmal in einer handfesten Krise, dann gibt es bestimmte Dynamiken und Muster, die sich ähneln und deren Verständnis uns eine wertvolle Orientierung in der Arbeit mit Shiatsu liefert. Natürlich würzt das Leben auch die beste Theorie mit einer Prise Unbestimmtheit, von daher ist diese Gliederung in Phasen keine in Stein gemeißelte Treppe, bei der eine Stufe regelmäßig der anderen folgt. Die Phasen können sich überlappen, sie können sich wiederholen. Zudem führen unterschiedliche psychologische Betrachtungsweisen zu einer unterschiedlichen Gewichtungen oder anderen Unterpunkten. Die Essenz ist jedoch gleich: Die folgenden Phasen werden wir in einer von einer Krise betroffenen Person begegnen…

PHASE 1: SCHOCK UND NEIN

Das kann doch nicht wahr sein! Plötzlich hat sich das Leben auf den Kopf gestellt und wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen. Wir wollen nicht wahr haben, was gerade passiert, was wir gerade erfahren haben. Hilflosigkeit macht sich breit, genauso wie Orientierungslosigkeit. Dazu großer Stress als Folge des Kontrollverlustes über die innere oder die äußere Situation. Man hat das Gefühl in einem schrecklichen Traum fest zu stecken und hofft auf ein Aufwachen, nach dem alles so ist, wie es einmal war. Die meisten Krisen beginnen mit einem Schock, der dazu führt, dass man versucht, Abstand von der neu ins Leben getretenen Realität zu gewinnen. Diese Abspaltung ist eine Schutzfunktion der Seele, um von den überwältigenden Herausforderungen und den damit einhergehenden Emotionen nicht überrollt zu werden. Je nach Art und Intensität des zu verarbeitenden Schocks kann dieser Zustand Stunden oder Jahre dauern. Oft geht damit auch eine Traumatisierung einher, denn ein Trauma kann als Fortsetzung einer Krise betrachtet werden, bei der Schock und Abspaltung so prägnant waren, dass sich dauerhafte Veränderungen im Nervensystem manifestiert haben.

PHASE 2: ERKENNEN UND EMOTIONEN

Die neue Realität dringt nun langsam in das Bewusstsein ein. Die Erkenntnis, dass doch wahr ist, was man nicht wahr haben wollte. Was vorher negiert wurde, stürzt sich nun wie eine Flutwelle über die Seele und es wird klar, dass es nicht mehr so weiter gehen kann und wird wie gewohnt. Die Reaktion darauf ist meist sehr gefühlsbetont. Ob Wut, Angst, Enttäuschung, Verbitterung oder Trauer oder ein Mix von allem, chaotisch wechselnd und kaum zu kontrollieren.  Eine Frage drängt sich dabei in der Vordergrund: Warum ich? Warum ausgerechnet ich? Schuldgefühle entwickeln sich. Schuldige werden gesucht. Gerne wird in dieser Phase auch verhandelt, mit dem Schicksal, mit höheren Mächten, mit der Zukunft. Wenn. Dann. Wenn sich die Krise von selber auflöst, dann wird dies oder das geschworen.

Aber trotzdem ist sie da, die Krise. Der emotionale Tiefpunkt ist erreicht. Weiterer Widerstand ist zwecklos. Eine depressive Grundstimmung kann sich breit machen, einhergehend mit Rückzug, Motivationslosigkeit und Resignation. Es ist wichtig, diese Phase zuzulassen, sich auf das tiefe Fühlen einzulassen, denn nur so kommt man wirklich in der Realität an und kann mit dieser zu arbeiten beginnen. Jeder Krise beinhaltet die Chance, einen Schatz zu finden. Dazu muss man sich allerdings auf den Weg machen und darf vor den dunklen Tälern nicht zurück schrecken.

PHASE 3: AN DIE ARBEIT

Der Begriff Krise stammt vom griechischen Wort krísis, das für eine entscheidende Wendung, für eine Entscheidung steht. Um aus einer Krise heraus zu gelangen, braucht es genau das: Eine Entscheidung, die zu einer Wende führt. Dazu muss die Krisensituation umfassend anerkannt und akzeptiert werden. Es ist, wie es ist. Ein Festhalten an dem, was davor war, führt zu nichts. Die Teile unserer Identität, die sich durch die Lebenssituation der Vergangenheit definiert haben, können wir nicht in die Zukunft mitnehmen. Loslassen ist angesagt. In diesem Sinn ist jede Krise eine Form von Verlust. Das ist mitunter schmerzhaft. Das ist aber auch die große Chance, der Krise einen tiefen individuellen Sinn zu verleihen. Altes hinter sich lassen. Neues entdecken. Zu welcher persönlichen Entwicklung fordert mich diese Krise? Was kann mein Krisengewinn sein?

Diesbezüglich gilt eine einfache, aber klare Grundregel: Wenn man heute dasselbe macht wie gestern, wird das Morgen genau so sein das Heute. Man muss also etwas anders machen, man muss etwas anderes machen, will man eine neue Situation kreieren. Einsichten, Einstellungen, Werte, Verbindungen, Handlungsweisen, all das kann sich mit etwas Mut und Entschlossenheit hin zu einem konstruktiven Selbst- und Weltbezug verändern. Die Verantwortung für die Bewältigung der Krise liegt dabei alleine in den eigenen Händen.

PHASE 4: INTEGRATION

Die neuen Verhaltensweisen wurden vollständig in den Alltag integriert. Das Selbstbild hat sich verändert. Und mit ihm der Handlungsspielraum und die Handlungskompetenzen. Es hat sich etwas verändert. Eine neue Gesamtsituation liegt vor. Ein neuer Lebensabschnitt hat begonnen. Krise gemeistert. Ja, aus einer Krise herauszukommen kostet viel Kraft. Aber wir gewinnen auch an Kraft und nehmen diese mit. Wir werden stärker. Klarer. Bewusster. Und haben uns die Fähigkeit angeeignet, mit großen Herausforderungen umgehen zu können. Das hilft für die nächste Krise. Und wie kann Shiatsu helfen?

DAS H.O.P.E KONZEPT UND DIE BEGLEITUNG MIT SHIATSU

Das H.O.P.E Konzept hat die energetischen Dynamiken der unterschiedlichen Phasen in die Sprache der Meridiane und der Fünf Elemente übersetzt und eine konkrete (Be)Handlungsstrategie daraus entwickelt, die sich in der Praxis bewährt und bewiesen hat. Es handelt sich dabei um eine Art Landkarte, die gezielte Orientierung und eine rasche Unterstützung ermöglicht. Wir können diese Karte zum Wohle unserer Klient:innen nutzen und die Dauer einer Krise entscheidend verkürzen oder harmonischer gestalten. Eine Karte ist jedoch immer nur ein Abbild der Realität und nicht die Realität an sich. Begegnen uns auf der Reise andere Landschaften oder Wege, dann können diese die Karte ergänzen und erweitern. 

H(ELPING)

Hilfestellung, um von Verunsicherung, Ängsten, der Vergangenheit und limitierenden Verhaltensmustern loszulassen

In der ersten Phase einer Krise sind vor allem Nieren- und Dickdarm-Meridian betroffen. Jede Form von Verunsicherung führt dazu, dass die Energie der Nieren geschwächt wird, denn die Nieren stehen mit der Emotion Angst in Verbindung und Angst weicht die zusammenhaltende Funktion der Nieren auf. Wir verlieren an Halt, an Mut, an Willenskraft. Wir werden überschwemmt von Panik und Hilflosigkeit. Wir suchen verzweifelt nach dem eine Strohhalm, an dem wir uns festhalten können. Über das Gesetz der Oppositionszeiten steht wiederum der Dickdarm-Meridian mit den Nieren in Verbindung und das Gesetz der Oppositionszeiten besagt, dass die Energie nur in dem einen oder in dem anderen Meridian sein kann. So wie es nicht Mitternacht und Mittag zugleich sein kann. Sind die Nieren also geschwächt, kommt es automatisch zu einer Fülle im Dickdarm-Meridian. Der Dickdarm-Meridian repräsentiert die Kraft des Nein, das Festhalten an der Vergangenheit, das Festklammern an falschen Hoffnungen und Überzeugungen. Er mag weiterhin die Kontrolle über das Gewohnte bewahren, unter allen Umständen, auch wenn das bedeutet, die neue Lebenssituation zu negieren: Mit dem Schock geht meist ein nicht wahr haben Wollen einher… Das darf doch nicht wahr sein!

Diese Dynamik zwischen Nieren- und Dickdarm-Meridian beeinflusst natürlich auch deren Partner-Meridiane im jeweiligen Element und hier gilt ebenfalls, dass die Energie nur in dem einen oder dem anderen Meridian sein kann. Eine Schwächung des Nieren-Meridians führt zu einer Anspannung des Blasen-Meridians, der direkt mit dem sympathischen Nervensystem gekoppelt ist. Angst aktiviert nun einmal unseren Fight-, Flight- oder Freeze- Mechanismus. Und die Fülle im Dickdarm-Meridian schwächt die Lunge, schwächt die Atmung, schwächt die Verbindung zum Körper und zum Moment, beides Ausdruck des mit der Lunge in Verbindung stehenden Elementargeistes Po. Dieser Elementargeist steht auch für die Zukunft, für die Hoffnung, für das große Ja zum Leben, ebenfalls alles Aspekte, die in der ersten Krisenphase komplett abhanden kommen.

In dieser Konstellation ist es vor allem der Dickdarm-Meridian, der die meiste Energie absorbiert, weshalb er auch in der Behandlung im Mittelpunkt stehen sollte. Denn steckt die Energie einmal im Metall-Element, kann sie nicht mehr weiter in das Wasser-Element fließen und die Nieren nähren. Viele Ängste und Unsicherheiten, mit denen wir in einer Krisensituation konfrontiert werden, sind letztendlich auch das Resultat der individuellen, die Weltsicht prägenden Glaubenssätze und das Loslassen von Glaubenssätzen, die keine sinnvolle Funktion mehr für uns erfüllen, wird ebenfalls mit der Energie des Dickdarm-Meridians in Verbindung gebracht.

O(RGANIZING)

Neuorganisation des gesamten Energiefeldes, um mit Veränderung und Herausforderung umgehen zu können

Das nächste entscheidende Element ist das Holz-Element. In einer Krisensituation wird es vom geschwächten Wasser-Element nicht genährt und vom kontrollierenden Metall-Element beschnitten. Sprich: Es wird eingeschnürt und trocken. Ein derartiges Holz verliert seine Flexibilität und somit auch seine Fähigkeit, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Der dem Holz-Element zugeordnete klimatische Faktor ist der Wind. Wird der Wind der Veränderung zu einem ausgewachsenen Sturm, also zu einer Krise, dann kann trockenes Holz sogar brechen. Zudem kann trockenes Holz leicht entflammen. Eine erhöhte emotionale Ladung geht damit einher. Ein Funken reicht und es brennt lichterloh. Diese Angespanntheit und die hitzigen Gefühle sind Kennzeichen der Phase 2 im Krisenverlauf.

Wir brauchen die Energie des Holz-Elements jedoch in einem vitalen Zustand. Wir brauchen es, um flexibel zu sein und Veränderung zu initiieren. Wir brauchen die Qualitäten des Leber-Meridians, um neue Pläne und Visionen zu entwickeln. Wir brauchen die Qualitäten des Gallenblasen-Meridians, um kraftvolle Entscheidungen zu treffen. Die gezielte Arbeit mit diesen beiden Meridianen kann das Festhängen in Phase 2 maßgeblich verkürzen.

In einer Krisensituation trennt sich die Verbindung des Leber-Meridians mit dem Nieren-Meridian. Das Wasser-Element nährt das Holz-Element. Das Wasser-Element zerfließt aufgrund von Unsicherheit und Ängstlichkeit. Der Leber-Meridian braucht jedoch die Klarheit, das Selbstbewusstsein und die tiefe Verbindung mit dem eigenen Wesenskern, das alles Aspekte der Nieren, um daraus inspirierende Pläne zu entwickeln, die zu Wachstum und Entfaltung führen. Bei einer getrennten Verbindung verkümmert die Qualität der Leber zu einer dürren Pflanze ohne Blätter und Blüten. Für was soll sich der Gallenblasen-Meridian dann entscheiden? Wenn er kein einlandendes Angebot bekommt? Wenn er vom Dickdarm-Meridian ständig zurück gehalten wird? Mit Shiatsu können wir die Energien von Leber und Gallenblase derart harmonisieren, das zuerst eine leichtere Anpassung an die neue Situation und deren Herausforderungen erfolgt. Und auf Basis dessen können sich neue Ideen und Möglichkeiten entwickeln.

P(ROTECTING)

Bewahrung und Beschützen des Seelenkerns und dessen Werte

Jede Krise erfordert eine Neuorientierung. Und wenn schon Neuorientierung, warum dann nicht an dem, was uns wirklich wichtig ist? Dazu müssen wir das Loslassen, was nicht wirklich wichtig ist. Das sind oft die Werte und Überzeugungen, die mit dem Aspekt unserer Persönlichkeit in Verbindung stehen, der mehr von der Außenwelt beeinflusst wurde. Von den Eltern, von Bezugspersonen, Freundeskreis, der Schule, vom gesellschaftlichen Gedankengut, von kollektiven Annahmen. Darunter schlummert aber etwas, das ich gerne den Seelenkern nenne. Dieser spürt und weiß genau, was er wirklich braucht, was ihm wirklich gut tut. Leider ist der Zugang zu diesem oft verschüttet. Mit Shiatsu können wir diese Verbindung stärken, denn unsere tiefsten inneren Werte können ein sehr wertvoller Kompass sein, um uns aus Krisensituation heraus zu manövrieren und um eine neue Richtung im Leben einzuschlagen, in der wir unserem wahren Selbst immer näher kommen.

Der Seelenkern wird durch die Verbindung von Herz und Nieren erreicht. Der Shen des Feuer-Elements erkennt das schlummernde Potential das Wasser-Elements, verbindet sich mit diesem und bringt es zum Ausdruck. Wir sprechen von der Shao-Yin Achse, die durch eine gezielte Behandlung gestärkt und genährt werden kann. Das funktioniert aber erst dann, wenn der Dickdarm-Meridian keine Energie mehr von den Nieren abzieht und die Wellen der Emotionen aus dem Holz-Element den Blick nach innen nicht mehr trüben.

E(MERGING)

Das Entstehen von neuen Möglichkeiten und Richtungen

Die bisherige Arbeit hat die energetische Matrix soweit harmonisiert und stabilisiert, dass der Blick nun nach vorne gerichtet werden kann. Dies können wir hervorragend mit dem Lungen-Meridian und Baucharbeit unterstützen. Oder auch mit anderen Behandlungsansätzen. Am wichtigsten sind die ersten drei Punkte: Raus aus der Panik und der Verweigerung. Durch die Gefühle hindurch zur Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit. Verbindung mit der inneren Kraft und Weisheit herstellen. Gibt es Sonne, Boden und Wasser, beginnt das Gras von selber zu wachsen. So ist das auch mit dem Entstehen von den neuen Möglichkeiten und Richtungen. Aber der Lungen-Meridian steht auch für den positiven Blick in die Zukunft. Und ein starkes Zentrum lässt sich nicht so leicht aus der Bahn werfen. Daher haben sich diese beiden Aspekte in den Behandlungen immer sehr bewährt.

KONKRETE UMSETZUNG

Es kommt ganz darauf an, in welcher Krisenphase wir unseren Klient:innen begegnen. Von daher ist es naheliegend, dass auch die Behandlungsschwerpunkte variieren können. Die dargelegte energetische Dynamik innerhalb der Meridiane und den Fünf Elementen trifft zudem auf die jeweils individuelle Persönlichkeitsstruktur. Dominiert zum Beispiel die Holz-Qualität in einer Person, dann werden diese Aspekte deutlicher hervortreten. Trotzdem: Die Grundstruktur der energetischen Dynamik ändert sich dadurch nicht wirklich, sie wird nur etwas verzerrt.

Um aus Krisen wirklich herauszukommen, braucht es eine echte Transformation. Im Endeffekt liegt dieser Schritt in der Eigenverantwortung der jeweiligen Person. Transformieren wir jedoch das den Geist und die Emotionen beeinflussende Energiesystem, dann erleichtern wir diesen Schritt wesentlich. Und in vielen Fällen machen wir diesen durch unsere Arbeit erst möglich. Das H.O.P.E. Konzept hilft beim Verständnis, wie wir in welcher Phase am besten zu dieser Transformation beitragen können.

PRAKTISCHES BEISPIEL

Die konkrete Arbeit mit diesem Konzept umfasst viele Aspekte. Mit welchen Techniken kann ich die entsprechenden Qualitäten der jeweiligen Meridiane am besten unterstützen? Welche Akupunkturpunkte wähle ich? Diesbezüglich möchte ich hier ein Beispiel geben.

Dickdarm 17 / Tian Ding

Tian steht für den Himmel. Ding sind die traditionellen Schalen vor den taoistischen Tempeln, in die man Räucherstäbchen gibt. Ein Ding steht auf drei Beinen, die die Aspekte Jing, Qi und Shen repräsentieren, weshalb es auch gut ist, drei Räucherstäbchen zu spenden. In unseren Körper kann der Schädel wie eine solche Schale gesehen werden. Die drei Beine für diese Schale sind die Wirbelsäule und die Sternocleidomastoiden, auf denen sich auch Dickdarm 17 befindet. In klassischen Akupunkturbüchern findet man wenig Information zu Dickdarm 17, obwohl er einer der Meisterpunkte für die Psyche ist.

Die Schale Ding soll uns helfen, die himmlische Botschaft zu empfangen. Wir können auch Inspiration dazu sagen. Oder höhere Führung. Ist aber der Schädel Ding so vollgestopft mit Überzeugungen, Meinungen, Glaubenssätze oder Ängsten, dann wird der diese Botschaft nicht empfangen können. Wir verlieren den Anschluss nach oben. Wir sind nicht fähig, über die aktuelle Krisensituation hinauszudenken. Die Schale muss also geleert werden. Das ist ein Aspekt des Loslassen und der Reinigung, also Aspekte der Dickdarm-Energie. Zudem kann über Dickdarm 17 der Nervus Vagus hervorragend adressiert werden, was wiederum dazu beiträgt, das Stressmuster des sympathischen Nervensystems abzuschalten. Die Behandlung von Dickdarm 17 hat daher auch eine stärkenden Wirkung auf die Nieren.

In der Behandlung kann man diesen Punkt hervorragend einbauen, gänzlich unabhängig davon, welchen Shiatsu-Stil man nun praktiziert.