GlaubenssĂ€tze bestimmen unser Denken und unser Tun: Wir dĂŒrfen, sollen, mĂŒssen. Oder auch nicht. Wie wir die Welt erfahren und was wir in der Welt erleben, wird hauptsĂ€chlich von unseren inneren Ăberzeugungen bestimmt. Höchste Zeit, diese einmal zu hinterfragen. Dabei hilft das Metallelement der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Text: Mike Mandl
Was wir nicht alles im Laufe unseres Werdens zu hören bekommen: âOhne FleiĂ kein Preisâ, âMan soll den Teller immer leer essenâ, âUm Erfolg zu haben braucht man starke Ellenbogenâ, âWer mit dem Feuer spielt, wird sich verbrennenâ, âVon Nichts kommt nichtsâ, âErst die Arbeit, dann das VergnĂŒgenâ, âDu sollst treu und ehrlich seinâ, âMan lernt nicht fĂŒr die Schule, sondern fĂŒr das Lebenâ. Und so weiter. Und so fort. Vom ersten Tag unseres Daseins werden wir mit Glaubenssystemen und GlaubenssĂ€tzen bombardiert. Zuerst von den Eltern. Dann vom gesellschaftlichen Konsens. Dann von den Freund/inn/en. Dann von AutoritĂ€ts- oder anderen Bezugspersonen. Dann von Partner/inne/n. Man muss sich das so vorstellen: Wir kommen wie ein weiĂes Blatt Papier auf die Welt. Und natĂŒrlich, es ist ja auch wirklich gut gemeint, aber jede/r versucht diesem Papier einen Stempel aufzudrĂŒcken bzw. eine Meinung darauf zu schreiben, ob durch Vorleben oder Vorsagen oder Vorhalten ist dabei egal. Es liegt in der Natur des Miteinanders, Lebensregeln und Lebensempfehlungen weitergeben zu wollen. Evolutionstechnisch gesehen macht das Sinn. Weil es viel Energie kostet, das Rad jedes Mal neu zu erfinden. Besser, man baut auf einen Erfahrungsschatz auf. Was aber, wenn es dabei nicht immer nur um einen Schatz, sondern auch um suboptimale Ansichten dem Leben gegenĂŒber geht?
Denn Lebensregeln und Lebensempfehlungen sind das Resultat von dem, was gemeinhin geglaubt wird. Und gemeinhin wird gerne und viel geglaubt, was bei nĂ€herer Betrachtung gar nicht wirklich stimmt bzw. nicht fĂŒr jede Person in jedem Kontext stimmen muss. Dass âman den Teller immer leer essen sollâ mag fĂŒr Krisenzeiten eine sinnvolle kollektive Annahme sein. In der modernen Zeit des bewegungsarmen und kalorienreichen Lebens kann sich dieser Glaubenssatz jedoch als schwer gesundheitsschĂ€digend herausstellen, wie die stĂ€ndige Zunahme des Ăbergewichts mit allen damit in Verbindung stehenden Folgeproblemen deutlich zeigt. âDass zuerst die Arbeit, dann das VergnĂŒgen kommtâ kann wichtig sein, wenn etwas wirklich Dringendes ansteht. Ein GroĂprojekt mit immer nĂ€her rĂŒckender Deadline zum Beispiel. Wie in frĂŒheren Zeiten die Ernte. Das gehört erledigt, das ist klar. Aber ist die rein gedankliche Trennung von Arbeit und VergnĂŒgen nicht ein Fehler in sich? Weil der Umkehrschluss lautet: Arbeit ist kein VergnĂŒgen. Tut es uns daher wirklich gut, dieser Annahme generell zu folgen? Sie unseren Kindern weiterzuempfehlen? Ernten wir nicht bereits, was wir derart jahrzehntelang gesĂ€t haben? Eine Gesellschaft, die ausgebrannt ist, der das Feuer der Leidenschaft fĂŒr ihre TĂ€tigkeiten fehlt, weil eben: Arbeit und VergnĂŒgen? Das geht nicht zusammen, das darf gar nicht sein. Wer seine Arbeit als VergnĂŒgen empfindet, macht sich verdĂ€chtig. Weil richtige Arbeit hart sein muss. Im SchweiĂe des Angesichts. Kein Preis ohne FleiĂ. Oder? Nein. Blödsinn. Denn wer mit VergnĂŒgen seine Arbeit macht, wird sie so oder so mit groĂem Einsatz und noch gröĂerem Engagement erledigen. Es gibt kein Kind, dass vom Spielen ein Burnout bekommt. Warum darf Arbeit kein Spiel sein?
Wie auch immer: Fest steht, dass die Summe an GlaubenssĂ€tzen, die wir verinnerlicht haben, unser Glaubenssystem bildet und dass unser Glaubenssystem den Rahmen absteckt, in dem wir uns im Leben bewegen, wie wir Erfahrungen bewerten und welche Situationen wir herbei beschwören â ganz im Sinne der âself fulfilling prophecyâ. Weil wir natĂŒrlich unseren GrundĂŒberzeugungen folgen und dementsprechende Reaktionen in unserem Umfeld und in unserem Leben bewirken oder suchen, um die jeweilige Ăberzeugung zu bestĂ€tigen. Wer sich innerlich nicht als wertvoll empfindet, braucht sich nicht wundern, wenn diese Ausstrahlung von auĂen durch mangelnde WertschĂ€tzung bestĂ€tigt wird. Wer annimmt, dass nur AuserwĂ€hlte Erfolg haben, man sich selber aber nicht dazu zĂ€hlt, wird sich den Erfolg selber blockieren.
GlaubenssĂ€tze beeinflussen unser Erleben, unser FĂŒhlen, unser Handeln, unser gesamtes Leben. FĂŒhren sie uns zu GlĂŒck, Zufriedenheit und maximaler persönlicher Entfaltung: Gut so. Falls nicht, empfiehlt sich eine nĂŒchterne Bestandsaufnahme. Und die Arbeit am eigenen Glaubenssystem. Sie glauben mir nicht? Dann ist es Zeit fĂŒr einen kleinen TestâŠ
Eine kleine Bestandsaufnahme
Einer der am schwersten zu knackenden GlaubenssĂ€tze: âDas hat mit mir nichts zu tunâ. Das mag so sein. Aber das glaube ich nicht. Wie erwĂ€hnt: Es geht um GlĂŒck, Zufriedenheit und maximale persönliche Entfaltung. Sind Sie auf dem Weg dorthin? Ja? Nein? Ein paar Fragen diesbezĂŒglich:
- Können Sie ihre UnzulÀnglichkeiten liebevoll annehmen und gleichzeitig an ihrer Persönlichkeit arbeiten?
- Können Sie das Unbekannte und die VielfÀltigkeit des Lebens umarmen, ohne Zweifel und ohne Angst vor Unsicherheit?
- Sind Sie unabhĂ€ngig von anderen und können Sie auch völlig alleine glĂŒcklich sein?
- Sind Sie immun gegenĂŒber kleinen Problemen und Stolpersteinen, weil Sie immer das groĂe Ganze im Blick haben?
- Sind Sie an Lösungen und an der Zukunft orientiert?
- Bleiben Sie ihrer Linie treu, unabhĂ€ngig von EinflĂŒssen und Schwierigkeiten?
- Können Sie ihre EigenstĂ€ndigkeit genieĂen, ohne damit um Anerkennung zu buhlen? Können Sie Hervorragendes leisten und trotzdem demĂŒtig bleiben?
- Haben Sie âGipfelerfahrungenâ? Erfahrungen, bei denen Sie sich friedvoll und in Harmonie mit sich selber und dem Leben empfinden, bei gleichzeitiger tiefer Freude und Euphorie?Â
- Haben Sie eine Aufgabe, die Sie erfĂŒllt, eine Mission, die gröĂer ist als Sie selbst und die Ihnen hilft, ihr Potential zu entfalten?
- Ist Ihr Interesses auf die tiefere Bedeutung des eigenen Daseins und des Lebens an sich ausgerichtet?
- Sind Sie humorvoll, flexibel, spontan und neugierig?
- Sind Sie fĂŒr das Leben da oder ist das Leben fĂŒr Sie da?
Haben Sie alle Fragen mit ja beantwortet? Gratuliere. Sie brauchen nicht weiterzulesen. Ihr Glaubenssystem hilft Ihnen, genau das Leben zu leben, das zu Ihnen passt. FĂŒr viele Personen klingt das allerdings utopisch. Warum nur? Weil viele Personen dem kollektiven Glaubenssystem glauben, wie das Leben nun einmal zu sein hat. Man kommt auf die Welt, lernt, arbeitet, grĂŒndet eine Familie, geht in den Ruhestand. Man muss sich anstrengen, Verantwortung ĂŒbernehmen und den Rest hinnehmen. End of the Story. Dazwischen gibt es ein bisschen SpaĂ und Abenteuer. Was aber, wenn das ganze Leben SpaĂ und Abenteuer sein darf? Ja! Darf es das ĂŒberhaupt? Ja! Sind sie anderer Meinung? Bitte weiterlesenâŠ
Wie entstehen GlaubenssÀtze?
An sich ist gegen GlaubensĂ€tze ĂŒberhaupt nichts einzuwenden. Im Gegenteil, sie erfĂŒllen wichtige Funktionen, sie helfen uns bei der Orientierung im Leben, sie helfen uns Energie zu sparen und effizient zu sein, weil wir dank gewisser Grundannahmen nicht jeden neuen Input, nicht jede neue Situation neu erfassen, erforschen, durchschauen, abschĂ€tzen und integrieren mĂŒssen. Das ist ein Prinzip des Lernens. Und die meisten GlaubenssĂ€tze lernen wir schon sehr frĂŒh im Leben. Das heranwachsende Kind will seine Erfahrungen sinnvoll strukturieren, will ErklĂ€rungen fĂŒr die Welt finden, damit es sein Handeln effizienter auf das umgebende System abstimmen kann.
Tut es das, wartet in den meisten FĂ€llen eine Belohnung in Form von Anerkennung, Liebe oder WertschĂ€tzung: âWenn ich brav und ruhig bin, dann hat mich meine Mama lieb.â WENN ich also eine bestimmte Verhaltensweise an den Tag lege, DANN gibt es Liebe. Und Liebe oder Anerkennung oder WertschĂ€tzung sind fĂŒr kleine Seelen genauso wichtig wie ErnĂ€hrung oder Schlaf. Sonst verkĂŒmmern sie und werden schwach. Das Problem ist: Dass wir derart Spielregeln verinnerlichen, die im Laufe der Zeit und durch stĂ€ndiges Wiederholen zu persönlichen Wahrheiten heranreifen und uns unbewusst auch dann noch prĂ€gen und lenken, obwohl wir schon lange auf einem anderen Spielfeld gelandet sind, denn auf braves Verhalten im Erwachsenenalter gibt es nicht dieselbe Belohnung wie in der Kindheit. Im Gegenteil. Dieses wird oft ausgenutzt. Weil brav sein bedeutet oft auch zu brav zu sein bedeutet oft nicht Nein sagen zu können, was in kontinuierlichen GrenzĂŒberschreitungen resultieren kann. Und dann versteht man die Welt nicht mehr. Weil statt dass man Energie bekommen, wird sie einem genommen. Weil keine Gegenwehr erwartet wird. Statt Anerkennung zu bekommen wird man ausgenĂŒtzt.
Das ist das Kreuz mit den GlaubenssĂ€tzen: Haben wir einmal ein System entdeckt, dass uns erfolgreich ĂŒberleben lĂ€sst, wenden wir es an, wieder und immer wieder. Einmal gelernt, steuern uns unsere GlaubenssĂ€tze wie ein Autopilot. GlaubenssĂ€tze sind KrĂŒcken: Sie gewĂ€hren uns Hilfe bei den ersten Gehversuchen, verhindern oft aber auch, spĂ€ter wirklich auf eigenen Beinen zu stehen. Und derartige KrĂŒcken ĂŒbernehmen wir nicht nur von den Eltern. Unser gesamtes Gesellschaftssystem basiert auf GlaubenssĂ€tzen und Glaubenssystemen, viele davon wĂ€ren schon lĂ€ngst ĂŒberholt, wurden und werden aber nie hinterfragt. Obwohl wir in materieller FĂŒlle ersticken, glauben wir noch immer an ein leistungsbezogenes Wirtschaftssystem und halten dieses mit allem Mitteln aufrecht. Wir glauben, dass wir lernen mĂŒssen, um Erfolg zu haben. Wir glauben an die 40 Stundenwochen, an Allgemeinbildung in der Schule, an die Kleinfamilie, an die Absicherung durch Versicherung und an GlĂŒck durch Wohlstand. Wir ĂŒbernehmen diese Strukturen von Generation zu Generation, obwohl uns die Explosion von Zivilsationskrankheiten wie Ăbergewicht oder Diabetes oder Burnout zum Nachdenken anregen sollten. Ganz abgesehen davon, dass uns unsere UmweltsĂŒnden ganz klar einzuholen beginnen. Stichwort: Klima.
Aber nicht nur in Bezug auf generelle Ăberlebensstrategien sind wir bis in die letzte Zelle beeinflusst. Auch was den Glauben betrifft. Weil es vor allem Religionen verstehen, mit dem Glauben zu spielen. Wir kommen ja quasi schon mit der Erbschuld auf die Welt. Und VergnĂŒgen ist SĂŒnde. Das sitzt. Tief. Immer noch. Dann kommen noch die lĂ€nderspezifischen Eigenheiten dazu. In Ăsterreich âschaut manâ anstatt zu tun. In Deutschland âlĂ€uft manâ anstatt zu gehen. Und in Amerika ist alles möglich. Sogar die skurrilsten PrĂ€sidenten. Das ist das Recht des TellerwĂ€schers auf die Millionen. Es ist also Zeit umzudenken. Zeit sich und die Gesellschaft umzuprogammieren. Höchste Zeit!
Die Geschichte vom Adler, der glaubte ein Huhn zu sein!
Ein Mann fand eines Tages ein Adlerei, nahm es mit nach Hause und legte es in das Nest einer ganz gewöhnlichen Haushenne. Ein kleiner Adler schlĂŒpfte parallel mit ein paar HĂŒhnerkĂŒken aus dem Ei und wuchs zusammen mit diesen auf. Sein ganzes Leben lang versuchte der Adler sich wie ein Huhn zu benehmen, was ihm aber nicht immer gelang. Manchmal fĂŒhlte er sich fremd unter all den Hennen. Doch ohne Zweifel, der Adler dachte, er sei ein Huhn wie alle anderen HĂŒhner auf dem Hof. Er kratzte und scharrte in der Erde nach WĂŒrmern und Insekten. Er gluckte und gackerte halbwegs wie die anderen HĂŒhner.
Nur ab und zu hob er ein wenig seine FlĂŒgel und flog ein StĂŒck ĂŒber den HĂŒhnerhof, Ă€hnlich wie die anderen Hennen. Einmal jedoch, er hatte sich völlig vergessen, flog er plötzlich höher als je zuvor⊠höher als die anderen Hennen. FĂŒr einen kurzen Augenblick genoss er es, so hoch durch die LĂŒfte zu fliegen, fĂŒr einen Moment lang begann er zu trĂ€umen und war glĂŒcklich.
Doch schnell bekam er es mit der Angst zu tun und kehrte zurĂŒck auf den Hof. Die Jahre vergingen und der Adler wurde sehr alt, aber nicht glĂŒcklich. Eines Tages sah er einen herrlichen groĂen Vogel hoch oben am wolkenlosen Himmel seine Kreise ziehen. Anmutig und hoheitsvoll schwebte dieser beeindruckende Vogel in den LĂŒften, fast ohne seine riesigen, krĂ€ftigen FlĂŒgel zu schlagen. Der HĂŒhnerhofadler blickte sehnsĂŒchtig zu ihm empor und wusste gar nicht, warum dieser Vogel da oben ihn so tief berĂŒhrte.
âWer ist das?â fragte er ganz aufgewĂŒhlt eine Nachbarhenne. âAch, das ist der Adler, der König der Vögelâ gackerte die Henne. âWĂ€re es nicht schön, wenn wir auch so fliegen könnten?â fragte der Adler. âDas können wir nichtâ sagte die Henne, âmit dem darfst du dich nicht messen. Er gehört dem Himmel. Doch du und ich, wir sind von anderer Art, wir gehören dem Boden. Wir sind HĂŒhner.
Der Adler schĂ€mte sich leise fĂŒr den unbescheidenen Traum vom freien Flug und fĂŒr dieses komische GefĂŒhl in der Brust, das sich in ihm breit gemacht hatte. Ein GefĂŒhl, soweit und luftig, so frei. So blieb der Adler das, wofĂŒr er sich hielt und starb eines Tages als Huhn unter HĂŒhnern. Sein Glaube an sich selbst hat ihn daran gehindert, seine wirkliche Bestimmung zu leben!
(nach einer afrikanischen Fabel)
Was bewirken GlaubenssÀtze?
Man kann sich die Sache so vorstellen: Unser Gehirn ist wie ein Computer. Das Betriebssystem ist unser Glaubenssystem, basierende auf dem Code der GlaubenssĂ€tze. Unser Betriebssystem bestimmt, welche Programme oder Apps wir nutzen können. Unser Betriebssystem bestimmt, wie einkommende Daten verarbeitet werden. Unser Betriebssystem⊠ist in vielen FĂ€llen hoffnungslos veraltet, wurde vielleicht noch nie einem Update unterzogen. Kein Wunder also, wenn wir immer uns immer öfters mit dem Leben ĂŒberfordert fĂŒhlen. Mit einem Computer aus dem Jahre 1980 und dem entsprechenden Betriebssystem, wĂŒrde sich heutzutage nicht einmal mehr ein Mail öffnen lassen. Aber mit einem Ă€hnlich antiquierten Glaubenssystem stellen wir uns dem Leben. Und glauben gar nicht daran, dass ein Update ĂŒberhaupt möglich wĂ€re. NatĂŒrlich: Ein Update erfordert kurzzeitig erhöhten Arbeitsaufwand. Das kostet kurzfristig mehr Energie als das alte Werk einfach weiterlaufen zu lassen. GlaubenssĂ€tze sparen schlieĂlich Denkarbeit. Und oft auch Einsatz. Wenn man vorher schon weiĂ, âdass es eh nichts wirdâ, braucht man sich ja gar nicht ernsthaft anstrengen. Unser Gehirn ist gerne trĂ€ge, nutzt die ĂŒber Jahre ausgetrampelten Pfade anstatt neue Wege zu gehen. Je öfters wir uns fĂŒr diese Pfade entscheiden, desto mehr werden sie zu Autobahnen: Stabil, bequem, man weiĂ, wie man leicht von A nach B kommt. Aber beginnt das Abenteuer nicht erst auf den Nebenpfaden? Und was ist, wenn wir mit Problemen konfrontiert werden, die sich mit dem klassischen Autobahnsystem nicht lösen lassen? Ist es wirklich ein Zufall, dass wir oft mit immer denselben Hindernissen in Partnerschaft, Beruf, Gesundheit oder dem Leben an sich konfrontiert werden? Sollte uns das nicht zu denken geben? Der SchlĂŒssel zur Lösung liegt im Betriebssystem. Ăndern wir dieses, Ă€ndert sich vieles.
Was wĂ€re, wenn sich das Leben plötzlich radikal positiv entwickeln wĂŒrde? WĂ€re das ĂŒberhaupt auszuhalten? Ăber was könnte man sich sonst Ă€rgern? Wo könnte man dann noch in den Widerstand gehen? Wo könnte man sich dann noch ungerecht behandelt fĂŒhlen? Manche wollen und brauchen das, auch eine Form der SelbstbestĂ€tigung. Ein Update fĂŒhlt sich allerdings Ă€hnlich ĂŒberzeugend an wie der Umstieg auf ein neues Comnputermodell. Vieles geht plötzlich, was vorher gar nicht möglich war. Und: Es zahlt sich wirklich aus. Denn: Unser Glaubenssystem beeinflusst all unsere Lebensbereiche, von der Partnerwahl ĂŒber die Berufswahl ĂŒber unser Freizeitverhalten und vor allem unseren emotionalen Status: Ist das Glas halbvoll oder halbleer?
Apropos halbleer⊠Das ist auch der Grund warum die Arbeit mit Affirmationen nicht so effektiv ist, wie sie gerne angepriesen wird. Weil eine App, um beim Computerbeispiel zu bleiben, mit dem Betriebssystem kompatibel sein muss. Spiele ich die âich werde gewinnenâ App auf ein âich bin ein Versagerâ Betriebssystem, wird die Sache nicht funktionieren. Leider. Zuerst braucht das Betriebssystem ein Upgrade. Will man das System upgraden, sollte man wissen, um welches es sich handelt. Der erste Schritt besteht also darin, sich auf die Suche nach den eigenen GlaubenssĂ€tzen zu machenâŠ
Dem Glauben auf der Spur
Man kann GlaubenssĂ€tze grob in drei Gruppen unterteilen. Die einen blockieren uns, die anderen treiben uns zu sehr an und dann gibt es die, die uns mit positiver Inspiration zu unseren Zielen fĂŒhren. Wichtig ist es, die Blockierer und Antreiber im eigenen Glaubenssytem zu identifizieren, da es sich bei ihnen um die klassischen Troublemaker handelt. Ein klassischer Blockierer wĂ€re zum Beispiel âich bin nicht wirklich talentiertâ. Derartige Blockierer werden gerne in der Schule eingeimpft. Weil man klarerweise nicht ĂŒberall talentiert sein kann. Man aber ĂŒberall gleich gut sein muss, um in der Schule, einer doch extrem prĂ€genden Institution fĂŒr heranreifende Seelen, als gut bewertet zu werden. Da kann man das motorische Talent eines Zirkusartisten haben und glaubt am Ende der Schulzeit dennoch generell untalentiert zu sein, ganz einfach, weil es mit den Sprachen einfach nicht so gut geklappt hat und diese in Summe höher bewertet werden. Das wirklich Skurrile an dieser Sache: Der Glauben nicht talentiert zu sein, kann in weiterer Folge sogar die motorische Entfaltung hemmen. Weil das natĂŒrlich am Selbstwert kratzt. Und die Entfaltung von Talenten ohne Selbstwert schwieriger ist. HĂ€nde hoch, wer kein Schultrauma besitzt bzw. GlaubenssĂ€tze aus dieser Zeit, die als Blockierer eingestuft werden können.
Die Antreiber mobilisieren hingegen Energie. Das ist an sich nicht schlecht. Schlecht ist daran nur das âMussâ. âIch muss der Beste seinâ. âIch muss alles gebenâ. Ich muss, ich muss, ich muss. Das MĂŒssen kann zu zwanghaften Verhalten fĂŒhren, zu einer Ăberarbeitung, zu einem Hintanstellen von BedĂŒrfnissen. StĂ€ndig zu MĂŒssen fĂŒhrt frĂŒher oder spĂ€ter zum einer Ăberforderung. Zu Unzufriedenheit, trotz scheinbarem Erfolg. Zu Burnout. Und wenn wir zu sehr von der Vorstellung des MĂŒssens infiltriert sind, dann fĂ€llt es uns natĂŒrlich auch schwerer herauszufinden, was wir eigentlich wollenâŠ
VernĂŒnftige GlaubenssĂ€tze hingegen stĂ€rken unser System. Sie sind wie Segel, die das Schiff auf seinem Kurs vorantreiben. Wer an sich und vor allem das zur Person Passende glaubt kann vieles erreichen. Wollen wir unser Betriebssystem umprogrammieren, mĂŒssen wir die Blockierer und Antreiber im ersten Schritt entlarven und im zweiten Schritt durch vernĂŒnftige GlaubenssĂ€tze ersetzen. Ersetzen ohne entlarven wĂŒrde bedeuten, eine App auf ein nicht passendes Betriebssystem zu spielen. Das kann nicht funktionieren. Hier finden Sie eine ĂBUNG ZUM ERKENNEN VON GLAUBENSSĂTZEN. Ist das wirklich wichtig? Ja!
Ăber Loslassen und das Metallelement
Im Zyklus der FĂŒnf Elemente der traditionellen chinesischen Medizin steht das Metallelement fĂŒr den Herbst. Der Herbst ist die Jahreszeit, in der wir uns von der Leichtigkeit des Sommers verabschieden mĂŒssen. Die Tage werden kĂŒrzer, die Temperaturen frischer, die Natur zieht sich zurĂŒck, um Energie fĂŒr die kommende Winterzeit zu bewahren. Unnötiger Ballast wird abgeworfen. So wie sich die BĂ€ume ihrer BlĂ€tter entledigen. Die Organe des Metallelements sind Lunge und Dickdarm. Die Lunge ist in dieser Jahreszeit besonders wichtig. Ist sie stark, gewĂ€hrleistet sie eine gute ImmunitĂ€t. Ist sie hingegen schwach, sind wir anfĂ€llig fĂŒr Infekte der Atemwege. Die Wellen der ErkĂ€ltungen rollen ĂŒber das Land.
Das Partnerorgan der Lunge ist der Dickdarm. Seine Rolle ist klar: Es scheidet aus, was der Körper nicht mehr benötigt. Er eliminiert den Rest des Verdauungsprozesses. Er steht fĂŒr das groĂe Loslassen. Tut er das nicht, ist Verstopfung das Resultat. Auch in Bezug auf unsere GlaubenssĂ€tze können wir unter Verstopfung leiden. Wir scheiden nicht aus, was wir schon lange nicht mehr fĂŒr unser System verwenden können. Wir schleppen Ballast aus der Vergangenheit mit. Das kann den Kopf blockieren, kann verhindern, dass wir aufgrund der angesammelten Altlasten gar nicht mehr erkennen, wer wir sind und was wir wirklich wollen.
Denn das Metallelement fĂŒttert in der traditionellen chinesischen Medizin das Wasserelement, das unsere Essenz, unser Potential, unser wahres Sein reprĂ€sentiert. Da sind wir wieder bei dem weiĂen Blatt Papier, als das wir auf die Welt kommen und das im Laufe der Zeit so sehr von auĂen vollgeschrieben wird, dass wir gar nicht mehr das Blatt, sondern nur noch das darauf Geschriebene sehen. Das Metallelement gibt das an das Wasserelement weiter, was es aufgenommen und verarbeitet hat. Psychoenergetisch reprĂ€sentiert die Lunge das Ja zum Leben und das Ja zu sich selbst. Der Dickdarm hĂ€lt wenig verwertbare Energie von der Person fern, sorgt dafĂŒr, dass sie gar nicht eindringen kann, oder scheidet sie aus, wenn nicht mehr brauchbar. Ein Ja zur Person, ein Nein zu Ballast, so wird das Wasserelement gestĂ€rkt. Halten wir an Ăberzeugungen, die nicht unserem wahren Wesen entsprechen fest, dann wird das Wasserelement geschwĂ€cht. Weil es dann ein Ja zu den Eltern oder anderen ist. Und ein Nein zur Person. In der traditionellen chinesischen Medizin und in Shiatsu kann eine unterstĂŒtzende Arbeit mit dem Metallelement helfen, die rigiden Strukturen des Glaubenssystems zu lockernâŠ
Wenn die Teetasse voll ist
Ein Professor der Philosophie reiste einmal nach Asien, um Antworten auf seine Fragen nach Meditation, Gott, dem Sinn des Lebens und der Unendlichkeit zu finden. Er suchte. Wurde aber nicht fĂŒndig. Verzweifelt wanderte er in die Berge und stand plötzlich vor dem einfachen Haus eines Mönches. Dieser lud den Mann zu sich ein. Der Professor zĂ€hlte dem Mönch seine akademischen Titel und klagte ĂŒber seine Verzweiflung ĂŒber all die nicht beantworteten Fragen im Leben.
Der Mönch sagte nur: âIch mache dir einen Tee.â Sobald dieser fertig war, begann der Mönch mit dem Einschenken. Der dampfende Tee ergoss sich in die Tasse. Immer weiter. Immer weiter. Auch als die Tasse lĂ€ngst voll war und sich das heiĂe GetrĂ€nke ĂŒber den Rand auf die Untertasse ergoss, hörte er nicht auf einzuschenken. Erschrocken rief der Professor: âHalt! Genug! Die Tasse ist doch voll! Sehen Sie das nicht?â
Da hielt der Mönch inne und lĂ€chelte den Professor an: âGenauso wie mit dieser Tasse, ist es auch mit dir: âDu bist voll gefĂŒllt. Mit Fragen, mit Wissen, mit Vorurteilen. Wie kann ich dir da noch Antworten geben, wenn kein Platz mehr ist? Erst wenn du deine Tasse leerst, hast du wieder Platz. FĂŒr Neues, fĂŒr Einsichten, fĂŒr Antworten.â
(nach einer Zen-Geschichte)