Der Sommer sagt leise ade. Zeit, sich auf die kühlen Monate vorzubereiten. Am besten mit der passenden Ernährung. Stellt man der äußeren Kälte innere Wärme gegenüber, tun sich der in Lauerstellung harrende Schnupfen und Konsorten schwer. Man muss allerdings rechtzeitig damit anfangen. Jetzt. Im September.
Text: Mike Mandl, Bild: flickr / Stephanie Kroos (creative commons license)
Schön ist es im September noch an vielen Tagen. Sehr schön sogar. Fast sommerlich. Aber eben nur fast. Und dieses Fast ist entscheidend. Denn auch wenn die Sonne noch wie ein frisch verliebter Heizstrahler vom Himmel knallt, auch wenn noch kurze Hosen und kurze Röcke das bald triste Straßenbild beleben, auch wenn noch die eine oder andere laue Nacht mit ihrer sinnlichen Umarmung lockt: Es geht bergab, es ist eindeutig, die heiße Jahreszeit hat ihren Zenit überschritten. Der Herbst tastet sich mit seinen klammen Fingern langsam aber stetig voran und steckt sukzessive sein Territorium ab. Zuerst den Boden. Erfrischend ist er ja, der morgendliche Tau, aber auch kühl. Dann folgt der Himmel, die Luft ist klar, das Licht härter, wie ein durchdringender Blick. Die ersten Bäume lassen ihre Blätter fallen, sie sind des Wachsens und Blühens müde geworden. Das ist irgendwie schön, das hat seinen Reiz, tut aber auch ein bisschen weh. Weil man weiß, dass man der lebendigen Leichtigkeit des Sommers erst wieder in neun oder zehn Monaten begegnen wird. Bis dahin heißt es Kragen hoch, Kopf einziehen und möglichst viel Zeit in den schützenden vier Wänden verbringen.
„Natürlich wollen wir daher der
scheidenden Wärme noch so viel Lebenslust
wie möglich abwringen.“
Noch einmal in den Eissalon. Oder Baden. Oder in der Wiese liegen. Oder einen erfrischenden Tomatensalat. Oder einen kühlen Drink auf der Terrasse. Nur: Obacht! Denn eigentlich sollten wir gerade jetzt damit beginnen, unseren inneren Ofen anzuwerfen und langsam auf Betriebstemperatur bringen. Tun wir das nicht, wird sie uns mit hoher Wahrscheinlichkeit erwischen, die erste Erkältungswelle, die meist mit Anfang Oktober über das Land zu rollen beginnt. Warum? Das hat vor allem mit unserer Ernährungsweise zu tun.
Instinktiv stellen wir der sommerlichen Hitze bevorzugt kühlende oder kalte Lebensmittel gegenüber. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird unsere Nahrung vor allem nach ihrer thermischen Wirkung beurteilt. Manche Sachen wärmen. Andere kühlen. Und es besteht einfach ein Unterschied zwischen einem mit Knoblauch und Chili marinierten Steak, das auf dem Griller scharf angebraten wurde und einem Mango-Mozzarella-Salat mit Joghurt-Dressing. Probieren Sie es aus. Spüren Sie in sich hinein. Sie werden es bemerken. Im Sommer geht es vor allem darum nicht zu überhitzen. Das gelingt uns gut mit der reichen Palette an frischen Produkten, die uns die Natur diesbezüglich offeriert, vor allem mit wasserreichem Obst und Gemüse, dazu viel Mineralwasser oder kühlende Getränke, das geht in Ordnung, das ist wichtig, wenn das Thermometer zu besonders engagierten Höhenflügen ansetzt. Aber: Derart bauen wir über die hochsommerlichen Wochen vor allem im Verdauungstrakt einen kleinen Kühlschrank auf, den wir bis in den Herbst hinein mitschleppen, stellen wir unser Essverhalten nicht rechtzeitig um.
„Der Verdauungstrakt wiederum ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin die Basis für ein starkes Immunsystem.“
Jetzt ist es so: Es braucht seine Zeit, um den Kühlschrank in einen Glutstock umzuwandeln. Die innere Kälte muss in innere Wärme umgewandelt werden, um der äußeren Kälte entgegenwirken zu können. Daher ist eine Kurskorrektur in Bezug auf Ernährung und Verhalten im September die Basis für Immunität und Vitalität im Winter. Was können und sollen wir also tun?
In der Fachsprache sagen wir: Das Yang (die Wärme) im September ist trügerisch, weil darunter schon das Yin (die Kälte) sitzt. Daher: Auch wenn es noch so verlockend ist, auch wenn die Tage noch so einladend sind, lieber ein bisschen wärmer anziehen als gewohnt, vor allem die Sensibelchen unter den Körperteilen wie Füße und Hals, vor allem aber die Füße, weil über die Füße sehr schnell Kälte in den Körper eindringen kann. Lieber Schuhe als Flipflops, lieber Socken als Barfuß, vor allem am Morgen und am Abend. An wahrlich grauslichen Vorherbsttagen lohnt sich sogar ein warmes Ingwerfußbad. Denn eben: Denn die Füße nehmen nicht nur Kälte, sondern auch Wärme auf und bringen diese nach Traditioneller Chinesischer Medizin direkt zu den Nieren, die als Feuer des Körpers gelten. Das klingt wahrscheinlich wenig einladend wenn man noch im Sommertaumel steckt, aber bitte einmal ganz ehrlich: Wie viele Personen schaffen es wirklich bis in den Dezember hinein und darüber hinaus, ohne sich zu erkälten? Und das trotz literweise Orangensaft, Vitamin C und sonstigem Anti-Erkältungsdoping.
„Überhaupt: Völliger Blödsinn, sagt da die Traditionelle Chinesische Medizin.“
Wie soll eine Frucht helfen, die in warmem bis heißem Klima wächst und eine stark kühlende und erfrischende Wirkung hat, Erkältungskrankheiten vorzubeugen? Die Wissenschaft sagt: Wegen dem Vitamin C! Der nüchterne Blick sagt: Scheint aber nicht wirklich viel zu bringen! Scheint eher nach dem Gegenteil. Erwischt es nicht immer mehr Personen, auch mit schweren mit der kalten Jahreszeit in Verbindung stehenden Krankheiten wie zum Beispiel der Grippe? Daher: Hände weg von Süd- und Tropenfrüchten. Nicht erst im Winter. Jetzt schon. Lieber der Ernte danken. Der heimische Gabentisch ist mehr als reichlich gedeckt. Auf ihm alles was uns nun gut tut. Am besten warm zubereitet. Kartoffelauflauf im Rohr. Kürbissuppe. Rote-Rüben-Risotto. Geschmorter Lauch mit Walnüssen. Rotwein statt Bier. Vor allem aber: KEIN KALTES FRÜHSTÜCK!!! Kein Smoothie mit Ananas. Kein Topfen-Bananen-Müsli. Kein Joghurt mit Melonen. Lieber Haferbrei, lange gekocht, dazu Zimt, ein paar geröstete und in Honig karamellisierte Haselnüsse, so macht man das, will man rechtzeitig Wärme in seinem System aufbauen. Probieren sie es einfach einmal aus. Sie werden sehen. Und lächeln, wenn sich der erste Schnupfen seine Opfer sucht.
Weiter Tipps zum Aufbau von Wärme im System folgen in einem der kommenden Blogs.